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Schwaben lieben Perfektion. Das zeigt sich auch am Hörschbachwasserfall: Der ist nämlich bedienbar, hat also quasi eine eingebaute Regiefunktion. Sehr praktisch für Fotografen…
Wie das Bild des hinteren Hörschbachwasserfall entstand
Der Plan war, den Hinterer Hörschbachwasserfall entlang des Flussbettes des Hörschbach zu erreichen. Durch zahlreichen Steinschläge war das jedoch leider nicht möglich: Der Bachweg war gesperrt. Da bei den Schwaben aber alles wohlorganisiert ist, gab es natürlich Ausweichrouten. Die führten durch den Wald zum Wasserfall, auch sehr schön.
Am Wasserfall angekommen machte sich zunächst große Enttäuschung breit: Das war kein Wasserfall, sondern ein armseliges Rinnsal! Waren wir umsonst hierher gewandert?
Aber natürlich hatten wir die baden-württembergische Fremdenverkehrsbranche grenzenlos unterschätzt. Weil der hintere Hörschbachwasserfall häufig optisch unter sehr geringen Wassermengen leidet, hat man etwas oberhalb des Falls ein Schleusensystem installiert. Dort sammelt sich Wasser. Ist zu viel Wasser gesammelt, läuft es über die Schleuse in den Wasserfall ab. Und wenn man die Klappe zieht, entleert sich das gesammelte Wasser schlagartig. Es folgen 30-40 Sekunden Wasserfall-at-its Best, in denen man seine Aufnahmen machen kann.
Tipps für Fotografen am hinteren Hörschbachwasserfall
- Komm nicht allein. Es ist nämlich ziemlich anspruchsvoll, oben über dem Wasserfall die Klappe zu ziehen und damit das Wasser freizugeben und rechtzeitig wieder eine Etage tiefer beim Stativ mit der Kamera zu stehen, um zu fotografieren
- Wenn du allein kommst: Organisier dir eine Fernbedienung für deine Kamera, die über größere Entfernung funktioniert (Grund: Siehe einen Punkt zuvor).
- Mach eine Serie von Aufnahmen. Zu Beginn des Spektakels schießt eine große Menge Wasser oben in den Wasserfall. Später, wenn es weiter unten ankommt, ist oben meist schon nicht mehr so viel los. Du kannst die Aufnahmen später zueinander montieren.
Bildbearbeitung
Dank meiner beiden Begleiter/innen konnte ich im Bachlauf in Ruhe die Kamera aufbauen, während mir oben das Wasser zugespielt wurde.
Ich hatte zwei Durchläufe fotografiert und währenddessen die Reflexionen im Bild über den Polfilter variiert.
In Photoshop montierte ich die Bilder übereinander. Dabei achtete ich darauf, überall einen kräftigen Wasserfluss zu haben. Da ich den Blick auf den Wasserfall lenken wollte, maskierte ich Bilder mit aktivem Polfilter insbesondere in den Randbereichen hinzu, weil dort Wasserspiegelungen und Glanzstellen im Bild weniger wurde.
Dass ich in einem meiner Fotodurchläufe oben links eine Person mit aufgenommen hatte, erwies sich in der Nachbearbeitung als Glücksfall. Die war nämlich entscheidend, um eine Größenreferenz in Bild zu bekommen. Und weil sie sich während der Aufnahme bewegt hatte, war das Gesicht so unscharf, dass ich für eine Veröffentlichung nicht um Erlaubnis fragen musste. Leider trug der Mensch ein dunkelgraues Shirt. Aber per Photoshop war das schnell in ein Weinrot umgefärbt.
Das fertige Bild übergab ich in Lightroom. Dort dunkelte ich die Randbereiche weiter ab, korrigierte die Kontrastwerte und gab dem Bild einen Farblook. Den Weg von einem der Ausgangsfotos zum fertigen Bild sieht man im vorher/nachher-Slider ganz gut:
Vorher/nachher-Slider
Equipment
- Kamera: Canon EOS R5
- Objektiv: EF 17-40mm f/4L IS
- Kameraeinstellung: 5 Aufnahmen mit 0,6 bis 6 Sek. Belichtungszeit, ISO 100, manueller Modus
- Objektiveinstellungen: 19 mm bei Blende 7,1
- Sonstige Hardware: ND-Filter, Pol-Filter & Stativ
- Software: Photoshop & Lightroom Classic