Eibsee am Morgen

Der Eibsee am Morgen bietet viele lohnenswerte Motive. Dieses hier hat den Nachteil, dass der Weg dorthin vom Parkplatz oder Hotel aus maximal lang ist. Ein Fall für den Wecker…

Wie das Bild vom Eibsee am Morgen entstand

Früh aufzustehen, ist nicht mein Ding. Nach einer ultrakurzen Nacht im Halbdunkeln die Sachen packen, auf allen Vieren aus dem Zimmer schleichen, um andere im Hotel nicht zu wecken, … auf all das würde ich gerne verzichten. Wenn da nicht die Aussicht auf schöne Bilder wäre.

Der Eibsee, dieser wunderschöne Bergsee in Bayern, ist so ein Grund für frühes Aufstehen. Viele Menschen (und ich jetzt auch) finden, dass es am Morgen besonders schön dort ist. Das hat mehrere Gründe:

  1. Die Aussicht: Der Eibsee bietet eine atemberaubende Aussicht auf die umliegenden Berge, und am Morgen liegt oft ein leichter Dunst über dem See und der Himmel ist mit weniger Wolken verdeckt als am Nachmittag oder Abend. Die aufgehende Sonne be- und durchleuchtet diese Szenerie.
  2. Die Ruhe: Am Morgen ist der Eibsee oft ruhiger und weniger überfüllt als später am Tag. Es lohnt sich, früh aufzustehen und den See bei Sonnenaufgang zu genießen, wenn es noch sehr still ist.
  3. Das Licht: morgens bestehen gute Chance auf „goldenes Licht“. Dieses warme, weiche Licht kann die Farben des Sees und der umliegenden Landschaft verstärken und eine besondere Atmosphäre schaffen.
  4. Die Natur: Der Eibsee ist von Natur umgeben, und am Morgen hast du das Gefühl, die komplette Natur-Szenerie gehört dir allein. Du hörst die Vögel singen und das Wasser plätschern, bevor die anderen Besucher ankommen.

Die Fotolocation, die ich mir ausgesucht hatte, steht in den Wanderführern als „Wankle“. Der Aussichtspunkt ist sogar mit einem Hinweisschild für Wanderer markiert:

Problem ist nur: „Wankle“ liegt so weit weg vom Parkplatz wie nur irgendwie möglich. 45 Minuten sagte meine Wander-App als Gehzeit voraus. Damit war klar: Das wird ein ultrafrüher Start.

Wenn du diesen Trip auch vor dir hast, kommt hier eine zeitliche Einschätzung: Wenn du am Eibsee-Hotel (dort sind die Parkplätze) startest und vor Sonnenaufgang ohne größere Pausen mit kräftigem Schritt unterwegs bist, dann schaffst du die Strecke in etwas über 30 Minuten:

Da ich nicht wusste, wann die Sonne über die Hügel des umliegenden Gebirges streicht, hatte ich einiges an Zeitpuffer eingeplant. Zu viel Puffer, wie sich herausstellte. Denn von meinem Eintreffen am Spot bis zum fertigen Bild vergingen noch beinahe 2 Stunden. Aber: Besser zu früh, als zu spät.

Also suchte ich nach einer guten Perspektive. Zunächst experimentierte ich mit Felsen, Pflanzen im Vordergrund. Irgendwann wurde mir aber klar: Der wundervolle Wasserspiegel und die endlose Wasserfläche im Vordergrund sind hier den Hingucker. Ich setzte einen GND-Filter auf die Kamera, später, als es heller wurde, kam noch ein ND-Filter hinzu. Ich wollte die Strukturen im Himmel so weich wie möglich zeigen.

Eine Kamera auf dem Stativ am Eibsee am Morgen

Die Zeit vom Kamera-Setup bis zum Sonnenaufgang verbrachte ich damit, die wundervolle Natur am Eibsee zu genießen. Da war einiges Los im See:

Dann ging alles ganz schnell. Zunächst sah es so aus, als würde der Himmel die Sonne nicht freigeben. Kurz vor Sonnenaufgang waren dichte Wolken unterwegs. Doch dann klarte es innerhalb von Minuten auf und die Sonne durchleuchtete den Dunst über dem Eibsee am Morgen.

Nachdem das Bild im Kasten war, startete die Seilbahn zum Eibsee ihren Betrieb und die bis dahin von Naturlauten geprägte Szenerie wurde langsam von der Zivilisation zurückerobert. Auf dem Weg zurück zum Parkplatz waren dann auch schon deutlich mehr Menschen auf dem Wanderweg um den See herum unterwegs.

Kurz vor dem Parkplatz wurde mir bewusst, welches Glück ich hatte: Der gesamte Eibsee war von Blütenstaub belegt. Dadurch waren in Ufernähe überall dicke gelbe Schlieren im See sichtbar. Überall? Nein, genau da, wo ich an diesem Morgen stand, war der See klar 🍀

Dicke gelbe Schlieren im See: Blütenstaub hatte sich über weite Teile des Eibsee gelegt.

Bildbearbeitung

Alle Anpassungen für dieses Bild erfolgten in Lightroom. Photoshop war nicht im Spiel. Zunächst setzte ich eine ganze Reihe von Masken ein, um den Blick in die Bildmitte zu lenken. Der Dunst war an diesem Morgen vorhanden gewesen, das RAW zeigte ihn aber nur enttäuschend schwach. Also legte ich das Hauptaugenmerk in der Bildbearbeitung darauf, Dunst und eine sonnendurchflutete Situation des Eibsee am Morgen zu unterstützen.

Zum Schluss verstärkte ich die Kontrastwerte in einigen Bereichen, legte Struktur auf die Kanten der kleinen Insel und der Baumenden links im Bild und legte einen Farblook über das Bild.

Den Weg vom Ausgangsfoto zum fertigen Bild zeigt der vorher/nachher-Slider:

Vorher/nachher-Slider

Equipment

  • Kamera: Canon EOS R5
  • Objektiv: EF 17-40mm f/4 L
  • Kameraeinstellung: 20 Sek., ISO 100, manueller Modus
  • Objektiveinstellungen: 24 mm bei Blende 11
  • Sonstige Hardware: GND-, ND-Filter & Stativ
  • Software: Lightroom Classic

Location (Kamerastandpunkt)

Kommentare

Herrliches Bild – werde ich nie machen können… weil ich mich nicht zu solchen Zeiten aus dem Bett werden schälen können! Daher: Doppelter Respekt und Anerkennung!!!

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