Inhalt dieses Beitrags
Wenn Du fotografisch weiter kommen willst, gibt es drei Möglichkeiten:
- Fehler machen (und daraus lernen)
- Auf GAS* und daraus resultierende Erleuchtung hoffen
- Weiterbildung
Nachdem 1. sehr lange dauert und die 2. nur den Kontostand, nicht jedoch die Fähigkeiten beeinflusst, war es Zeit für 3.
Man sagt, die beiden Podcaster Chris Marquardt und Boris Nienke seien gute Anlaufstellen für Workshops. Also buchte ich mich vor einiger Zeit in den Workshop „Mensch“ ein. Am vergangenen Wochenende fand er statt. Und weil ich nun nicht nur schlauer sondern auch begeistert bin, kommt hier ein kleines Review.
Die Typen
Wer Boris & Chris nur aus dem Podcast kennt, kennt nur den halben Boris und den halben Chris.
Es ist schon eindrucksvoll zu erleben, wie routiniert und strukturiert Chris Inhalte vermittelt. Man merkt, dass er nicht erst seit gestern als Trainer unterwegs ist. Fragen nimmt er sofort auf und geht auf jedes Problem solange ein, bis die Erklärung einleuchtet. Von so einem Trainer fühlt man sich ernst genommen.
Boris ist ein ganz anderer Lehrer, der jedoch nicht weniger Eindruck hinterlässt. Wenn er demonstriert, wie man ein Model für eine Wunschpose gewinnt, dann tut er das mit vollem Körpereinsatz. Das hat beinahe schon Züge eines Balletttanzes. Was er auf seine einzigartige Weise erklärt, bekommt man nicht mehr aus dem Kopf.
Die Location
Sie nennen sie die Viewfinder-Villa. Beide Wortbestandteile sind nicht untertrieben. Die ersten Viewfinder entdeckt man schon wenige Meter hinter der Eingangstür. Dort sind in einer Vitrine viele Schätze aus der Geschichte der Fotografie zu entdecken. An den Wänden finden sich Fotografien, in den Regalen viele liebevoll zusammengestellte Details und in den Schränken stehen Bildbände. Alleine damit könnte man sich drei Tage beschäftigen.
„Die Villa hat drei Stockwerke und ihr dürft hinter alle Türen schauen, die nicht verschlossen sind“ erklärte der Hausherr. Oder mit anderen Worten: Samstag und Sonntag gehörte die Villa quasi uns. Die Villa ist wirklich eine Villa. In dem alten, 1905 erbaute Backsteinhaus atmet man Geschichte. Die leise knarrende Holztreppe, die parkettbelegten Böden, die offenen Holzträgerbalken – alles hat Charakter. Chris & Boris Workshops finden nicht in einem anonymen Seminarraum statt, sondern im Wohnzimmer. Mit Sofa, Whiskeybar und einem Spinnrad, das noch in Betrieb ist.
Das Haus spielt auch Hauptrolle in den Workshopaufgaben: Eine Quelle unendlicher Hintergründe, Fensterlichter und Locations. Die Nachbarn übrigens auch: Deren Mauern, Tore und Bäume sind einladend (natürlich nur jene, die zur Straße hin zeigen). Mit etwas Glück kann man die netten Nachbarn persönlich kennenlernen. Gegend pur, unbedingt den Smaltalk wagen!
Foto: Maik Janßen
Ob die beiden Villakatzen, über die Chris gelegentlich twittert, tatsächlich existieren? Da bin ich mir nicht sicher. Einige Workshopteilnehmer wollen sie gesehen haben. Katzenallergikern wie mir sei versichert: Es gab keine Katzenübergriffe, die Villa ist safe 🙂
Die Themenumsetzung
Das Thema hieß „Mensch“. Damit war sichergestellt, dass alle Teilnehmer mit der Erwartung kamen, beim Fotografieren von Menschen besser zu werden. Zwar haben Chris und Boris einen geplanten Ablauf, die Teilnehmer legen die Schwerpunkte der zwei Tage jedoch auch selber fest und die Programmfolge ist entsprechend dynamisch.
Foto: Boris Nienke
Unvermeidlicher Kern des Workshops sind Aufgaben. Noch vor dem ersten Theorieteil wurden wir mit der Kamera in Zweierteams losgeschickt, um Portraits voneinander zu fotografieren. Die anschließende sehr ausführliche Bildkritikrunde war Grundlage für viele Tipps und Tricks. Genial: Theorie- und Praxisteil sind bei diesem Konzept kaum voneinander zu trennen. Du lernst und merkst das gar nicht! Und Du lernst viel.
Foto: Chris Marquardt / Motiv: Sven Weerda
Die Gruppe
Ein Workshop steht und fällt mir den Teilnehmern. Sowas kann man zwar nicht planen, aber zum Glück gibt es die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Der größte Teil der Workshopteilnehmer bei Boris & Chris rekrutieren sich aus der Hörerschaft des Happy- Shooting-Podcast. Und weil das eine ziemlich coole Community ist, war es nur wahrscheinlich, dass sich in der Viewfinder-Villa zum Workshop ein äußerst entspanntes Volk versammelt.
Foto: Chris Marquardt
Paradiesischer Rahmen: 8 Teilnehmer hatte dieser Workshop. Während der Aufgaben wurden deshalb alle Teilnehmer von den beiden Chefs persönlich beraten und gecoached.
Das Fazit
Wer kreatives Lernen mit großem Praxisanteil und hochdosiertem Spaß in ungewöhnlicher Umgebung erleben möchte, sollte sich mal näher mit dem Workshopangebot von Boris und Chris beschäftigen. Für mich war dieser Samstag und Sonntag eine extrem wertvolle Erfahrung. Ich habe viel gelernt und werde in den nächsten Wochen viel ausprobieren und vertiefen. Ich bereue keine einzige Sekunde und fürchte, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis ich das nächste mal „jetzt buchen“ klicke bei einem der vielen anderen Workshops von Boris und Chris.
*GAS: Gear Akquisition Syndrom
Kommentare
Sehr schön zusammengefasst. War ein feines Wochenende 😉
[…] Workshop-Verriss 1: Villaworkshop MENSCH: Von den Happy-Shootern Boris & Chris lernen (Review) […]
Sehr interessant und deckt sich, wenn auch nicht mit meinen persoenlichen Erfahrungen mit HS-Workshops, denn da gibt es nicht so viele, so doch mit meiner generellen Einschaetzung des Foto-Weiterbildungs-Marktes im allgemeinen. (Was ein Satz !)
Ich habe in meiner Podcastfolge „025 FOTO-WEITERBILDUNG, FOTO-KLASSIK & OSMANTHUS“ (http://goo.gl/N45TrU) eben genau die Qualitaet von Foto-Workshops, -Artikeln, -Lehrviedeos, -Buecher usw. thematisiert und eben darauf hingewiesen, dass Feedback und besonders wenn er positiv ist, gar nicht hoch genug einzuschaetzen ist.