Heute zeige ich wieder eine Aufgabenlösung der Community „Raw4you“. Alle Infos zum Happy-Shooting-Slack, in dem diesem Projekt zu finden ist, findet Ihr hier. Kurz beschrieben: Alle paar Tage bekommt die Gruppe ein RAW-File und ist aufgerufen, dieses zu entwickeln, zu bearbeiten, zu modifizieren, den eigenen Stempel aufzudrücken.

Besonders schwierig finde ich die Aufgaben bei RAW4you immer dann, wenn die Ausgangsbilder bereits von hoher Qualität sind. Das RAW dieser Woche stammte von Sonja Wolf, die mir auch die Freigabe zur Verwendung des Bildes auf meinen privaten Kanälen gab (Dankeschön! 🙂 ). Als ich das Ausgangsbild zum ersten mal aufrief, dachte ich: Das ist doch bereits fertig! Ich fand, Sonja war es gelungen, ein tolles Motiv in atemberaubender Wetterstimmung mit einem künstlerischen Bildschnitt festzuhalten. Was sollte man da noch besser machen???

Starkes Originalbild von Sonja Wolf, ohne Bearbeitungen

Also saß ich vor dem Bild der Schönenbergkirche in Ellwangen und kam nach 10 Minuten Reglerziehen in Lightroom zu dem Entschluss: Diese Woche setze ich aus bei RAW4you. Egal was ich mache, schöner/besser/eindrucksvoller wird das Bild nicht. Es ist gut wie es ist.

Dann folgte eine Nacht, ein Arbeitstag und auf der Heimfahrt überkam mich der Verdacht: „Verdammt, das Bild hat einen Aufbau, der an den Seiten beinahe gleich ist. Ist das eventuell ein Kandidat für einen Little Planet?“ Kaum daheim angekommen, machte ich mich an die Arbeit. Wie immer bei solchen Projekten gab ich mir ein Zeitlimit: 30 Minuten.

Die ersten Minuten gingen dafür drauf, zu recherchieren, wie die Sache mit dem Little Planet noch gleich ging. Mein letzter Planet lag nämlich schon eine ganze Weile zurück. So geht ein Little Planet am einfachsten:

  1. Bild im RAW-Entwickler vorbereiten, also z.B. ausgerissene Lichter zurück holen (hier nicht nötig), oder Details in Tiefen rekonstruieren. Weißabgleich festlegen. Farbrauschen entfernen, Horizont begradigen.
  2. Bild an Photoshop übergeben und die rechte und linke Bildkante „kachelbar“ gestalten. Am einfachsten kopiert man viereckige Bereiche, spiegelt diese und zieht sie auf die gegenüberliegende Seite herüber. Die Außenkante lässt man wie sie ist, die Innenbereiche des kopierten Ausschnitts lässt man per Maske unauffällig in das Ursprungsbild überlaufen.
  3. Dem Bild ein rechteckiges Format geben. Dabei die kürzere Seite auf die Länge der größeren bringen (Auflösung ist bei Little Planets Mangelware!). Photoshop: Bild | Bildgröße…
  4. Danach das Bild auf den Kopf drehen. Photoshop: Bild | Bilddrehung | 180°
  5. Zum Schluss wird das Bild in Photoshop mit einem eher selten verwendeten Filter verrechnet: Filter | Verzerrungsfilter | rechteckig -> polar
  6. Fertig ist die Planetenvorlage. Nicht alle Bereiche werden am Südpol des Bilder sauber zusammen passen. Mit dem Kopierstempel lassen sich diese Bereiche aber meist schnell nachbearbeiten, so dass sie später nicht mehr auffallen.

In 15 Minuten ist so ein kleiner Planet gezaubert. Bis zum fertigen Bild fehlten bei mir nun nur noch wenige Schritte. Zunächst machte ich in Photoshop weiter:

  • Ich baute eine Sonne ein. In diesem Fall war das nichts weiter als das Foto eine Lichtquelle vor schwarzem Hintergrund. Per Verrechnungsmethode negativ multiplizieren ließ sie sich unauffällig in das Bild integrieren.
  • Wichtigstes Element der Nachbearbeitung war wohl das Dodge&Burn. Jetzt gab es ja eine künstliche Sonne, also musste es auf der Kirche und den Bäumen auch Licht von einer Seite geben!
  • Zum Schluss spendierte ich dem Bild einen Vogelschwarm. Das war nichts weiter als ein Photoshop-Motivpinsel mit 90% schwarz und 90% Deckkraft.

Der finale Look entstand komplett in Lightroom. Dort wurden die Kontraste und auch die Farben noch stark verändert. Auch die Abdunklung der unteren Planetenhälfte und den dunkleren Staubkanal in Sonnenrichtung unter dem Planeten simulierte ich in Lightroom. Im Bereich der Sonne sorgte ich zudem für ein stärkeres Leuchten in den Wolken. Die linke obere Bildhälfte bekam insgesamt eine warme, die rechte untere eine kalte Lichtstimmung.

Der vorher/nachher-Slider zeigt den Weg vom rohen Planeten zum fertigen Bild ganz gut. Man erkennt auch, wie das Dodge&Burn auf der Kirche das „Licht anmacht“:

 

Das fertige Bild hat nur etwas über 30 Minuten in Anspruch genommen. Das Schreiben dieses Blogbeitrags hat länger gedauert  😉
Grund für die kurze Bearbeitungszeit ist vermutlich, dass dieses Ausgangsbild super für so einen Little Planet geeignet war. Danke Sonja!

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